Flaschenpost Nr. 1 erschienen

Die erste Ausgabe unserer Zeitung „Flaschenpost“ ist da. Ihr könnt sie hier herunterladen:

Flaschenpost Nr. 1, Oktober 2017 (Druckausgabe, A3)

Wenn ihr eine gedruckte Ausgabe haben wollt, könnt ihr euch gerne per E-Mail an uns wenden. Wir arbeiten derzeit an Verteilstellen im Fünfseenland und hoffen, euch ab der nächsten Ausgabe dann an diese verweisen zu können.

Alle Beiträge findet ihr auch online:

Antikapitalistische Herausforderungen in einem Naherholungsgebiet einer kapitalistischen Metropole

Das Fünfseenland dient nicht nur den Münchner*innen als Naherholungsgebiet, sondern auch vielen finanziell erfolgreichen Menschen als Wohnsitz – oder Zweitwohnsitz – in unmittelbarer Nähe zur Metropole München. So sind sowohl die Mieten, als auch die Grundstückspreise der Gemeinde Starnberg vergleichbar mit den Miet- und Grundstückspreisen in München. Überall im Landkreis, in Starnberg, Herrsching, in der Gemeinde Wörthsee und in vielen anderen Orten dominieren Villen das Bild einzelner Ortsteile. An den Ufern vieler Seen reihen sich Privatgrundstücke, die häufig nur wenige Monate im Jahr bewohnt oder genutzt werden, aneinander. Kurz gesagt: Das Münchner Naherholungsgebiet „Fünfseenland“ ist vor allem ein Erholungsgebiet und Rückzugsgebiet für diejenigen, denen es gelungen ist, vom Kapitalismus zu profitieren (Der Landkreis Starnberg hat bundesweit das höchste Pro-Kopf-Einkommen).

Die gesamte Raumordnung des Fünfseenlandes ist geprägt von diesem Rückzugsortcharakter für finanziell Erfolgreiche. Hier gibt es so viele Golfplätze wie kaum irgendwo – insgesamt 8 Golfplätze im Fünfseenland selbst und 8 weitere in direkter Umgebung. Nun sagt natürlich der Golfplatz-Index einer Region noch nicht direkt etwas über die finanziellen Verhältnisse der Einwohner*innen dieser Region aus, wohl aber bestimmt er die Raumordnung dieser Region maßgeblich. Golfplätze, Natur, Yachtclubs, Villenviertel, gepflegte Vorgärten, weiße Hausfassaden, nur hin und wieder wird dieser Charakter durch Mehrparteienhäuser, die allerdings meist in eigenen Ortsteilen untergebracht sind, sowie die wenigen Treffpunkte einer rebellischen Jugendkultur, durchbrochen.

Für all diejenigen, die eine solche Atmosphäre des geordneten gutbürgerlichen Lebens beengend finden, gibt es im Fünfseenland also kaum Raum. Zusammen mit der finanziellen Verdrängung von Menschen mit geringem oder keinem Einkommen durch Mietpreise und hohe Lebenshaltungskosten sorgt diese Enge also für einen Fluchtreflex all derjeniger, die sich nicht als Teil des wohlsituierten Bürgertums verstehen.

Welche Möglichkeiten des antikapitalistischen Engagements bleiben also, wenn das Leben in einer Region so stark kapitalistisch geprägt ist? Fest steht, dass Engagement gegen vermeintliche Akteur*innen dieser Verdrängungsprozesse nicht zielführend sein kann. Mit ihrem Lebensstil mögen die im Fünfseenland lebenden Menschen die kapitalistischen Verdrängungsprozesse begünstigt haben, verantwortlich dafür sind sie jedoch nicht. Schließlich drehen auch die finanziell weniger erfolgreichen Personen munter mit am Hamsterrad der Arbeit, das die Menschen im kapitalistischen System gefangen hält.

Antikapitalistisches Engagement muss also die Durchbrechung der kapitalistischen Raumordnung, die im Fünfseenland noch deutlicher zutage tritt, als an vielen anderen Orten, anstreben, indem alternative Räume geschaffen und gestaltet werden. Dabei gilt es Räume für diejenigen zu schaffen, die in der bestehenden Raumordnung keinen Platz haben, weil sie sich durch diese entweder eingeengt fühlen, oder sich ein Leben innerhalb dieser nicht leisten können. Andererseits darf dabei jedoch kein umgekehrter Verdrängungsprozess angestoßen werden, in dem diejenigen vertrieben werden, deren Raumordnung durchbrochen werden soll, denn Antikapitalismus bedeutet nicht, „Kapitalist*innen“ zu vertreiben. sondern Herrschaftsverhältnisse, die durch eine ungleiche Verteilung von Kapital bestehen, zu durchbrechen. Dafür ist, soll es zu keinem gewaltsamen, revolutionären Umsturz der Machtverhältnisse kommen, womit ja nur neue Machthaber*innen gefunden werden würden, nicht aber Herrschaft dauerhaft durchbrochen werden würde, eine Veränderung des Denkens aller Parteien notwendig.

Für den antikapitalistischen Protest bedeutet das also, dass eine Anknüpungsfähigkeit an anarchistische Ideen auch gegenüber denjenigen erhalten bleiben muss, die von den wirkenden Verdrängungsprozessen nicht betroffen sind, ja gegenüber denjenigen, die als finanziell erfolgreich im kapitalistischen System gelten.

Das ist ein schwieriges Spannungsfeld, schließlich ist die gleiche Raumordnung, die zur Schaffung antikapitalistischer Räume eingerissen werden soll, auch die. die von denjenigen, gegenüber denen mensch anknüpfungsfähig bleiben will, als angenehme Raumordnung empfunden wird. Es bedarf also der Schaffung von Räumen, die von allen Seiten als angenehm wahrgenommen werden, oder deren Schaffung, ebensowenig wie deren Existenz diejenigen zu stark beeinträchtigt, die sich in diesen Räumen nicht wohl fühlen.

Aber auch wenn wir hier vor einer großen Herausforderung stehen, sind wir sicher, dass es schließlich einen Konsens aller Seiten geben wird. Spannend ist diese Herausforderung auf jeden Fall.

Antifa Kongress-Bayern in München

Vom 03. bis 05. November findet in München der diesjährige Antifa-Kongress Bayern statt. Themen des Kongresses sind unter anderem: AfD und Antifeminismus, AfD und Soziale Frage, Rechter Terror, NSU, CSU – Ideologie und Realpolitik, Antirassistische Theorie und Praxis, Kämpfe der Migration, Feminismus, Renationalisierung und autoritäre Tendenzen, Out of Action, und viele mehr.

Nachdem sich die DPolG (Deutsche Polizeigewerkschaft), die GdP (Gewerkschaft der Polizei) und andere rechte Medien im Rahmen einer extrem rechten Anti-Antifa-Kampagne dafür stark gemacht hatte, dass der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) München keine Räume für den Antifa-Kongress zur Verfügung stellt, ist momentan unklar, wo der Kongress stattfinden wird. Deshalb verfolgt das am Besten selbst auf der Webseite des Antifa-Kongress Bayern, denn auch wenn der DGB die Räume gekündigt hat und sich die bayerische DGB-Jugend aus der Organisation des Kongresses zurückziehen musste, bleibt eines klar: Der Antifa-Kongress wird in München stattfinden!

http://antifakongress.blogsport.eu

Gründung der anarchistischen Vernetzung „Die Alpenvorlandpirat*innen“

Anfang Oktober gründete sich im Fünfseenland die anarchistische Vernetzung „Die Alpenvorlandpirat*innen“. Ziel der Alpenvorlandpirat*innen ist es, den oft nicht wahrgenommenen, herrschaftsfreien Widerstand auf dem Land sichtbar zu machen, ebenso wie die verstreuten Akteur*innen dieses Widerstands zu vernetzen. So sollen langfristig Strukturen geschaffen werden, in denen anarchistischer Protest gegen den völkischen Konsens im Fünfseenland entstehen und sich zu einer ernstzunehmenden Gegenstimme entwickeln kann.

Und diese Gegenstimme ist bitter nötig. Die Alpenvorlandpirat*innen haben sich zum Ziel gesetzt, gegen Herrschaft und Diskriminierung zu arbeiten. Dabei sollen nicht nur Antifaschismus und Antisexismus in den Vordergrund des eigenen Engagements gestellt werden, sondern auch die Themen Antirassismus, Antispeziesismus, Klimaktivismus und Nachhaltigkeit, Freiräume, Freie Bildung, Antimilitarismus und Antikapitalismus sollen behandelt werden. Dabei ist es wichtig, diese Themenfelder nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern bei einer Kritik der herrschenden Verhältnisse immer den Blick auf die Zusammenhänge zu behalten und vor allem auch die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Themen zu beleuchten. Diese weisen oft spezifische Merkmale auf, die aus einer einzelnen Perspektive nicht oder nur unzureichend erklärt werden können.

Die Protestform gegen die herrschenden Zustände bleibt dabei den einzelnen Akteur*innen vorbehalten. Toleranz für andere Aktionsformen ist nicht nur wichtig, um eine kreative und vielseitige Protestkultur zu entwickeln, sondern bedeutet auch einen Gewinn für den Protest, wenn unterschiedliche Aktionsformen ineinander greifen und sich dabei gegenseitig unterstützen.

Kontaktieren könnt ihr uns per E-Mail: die-alpenvorlandpiratinnen@riseup.net PGP-Fingerprint: 7132 CC42 D3F4 721A B2C0 907C 97FF ABA4 7C47 FE02

Bundeswehr-LKW in Percha abgefackelt

In der Nacht vom 09. zum 10. Oktober 2017 haben unbekannte Aktivist*innen auf dem Militärgelände der Tauchpioniere in Percha einen LKW der Bundeswehr abgefackelt. Die Aktivist*innen schreiben auf Indymedia:

In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober 2017 wurde auf einem Übungsgelände der Bundeswehr am Starnberger See bei München ein Brandanschlag auf Militärfahrzeuge verübt.

Am 4. September 2009, also vor 8 Jahren beging die Bundeswehr im afghanischen Kunduz ein Massaker an der örtlichen Zivilbevölkerung, indem sie zwei zuvor gestohlene Tanklaster von us-amerikanischer Luftwaffe bombardieren ließ. Dabei kamen 100 Zivilisten ums Leben. Verantwortlich für diesen Einsatz ist der damalige Kommandeur des sogenannten Provincial Reconstruction Teams der Bundeswehr Oberst Georg Klein. Er ging nicht nur unbeschadet aus diesem Kriegsverbrechen hervor – nach einem Jahr wurden die Ermittlungen von der Bundesanwaltschaft eingestellt. 2013 wurde er sogar zum Brigadegeneral befördert und leitet inzwischen den gesamten Ausbildungsbereich der Bundeswehr als „Geschäftsführender General des Bundesamts für Personalmanagement der Bundeswehr“.

Während die Mörder auf der Karriereleiter nach oben klettern dürfen, werden Geflüchtete aus Afghanistan wieder abgeschoben, in Sammeltransporten, die unter anderem auch vom Flughafen München starten.

War starts here – let‘s stop it here!
Gegen jeden Krieg, gegen jede Abschiebung!
Stop deportation!